"Umwelten–Umbrüche-Umdenken"
Durch Krisen und Katastrophen ausgelösten Umbrüche erfordern, das Verhältnis zwischen Mensch und Umwelt neu, und das heißt weltumfassender, in den Blick zu nehmen. Unter dem Eindruck der allgegenwärtigen globalen Umweltkrisen als großen gesellschaftlichen wie ökologischen Umbrüchen geht es in dem von mir mitgeleiteten interdisziplinären Forschungsnetzwerk „Umwelten – Umbrüche – Umdenken“ um das transdisziplinär ausgerichtete Verstehen von zeitlich und regional unterschiedlichen Beschreibungen katastrophischer Situationen sowie das Erkennen und Nutzen von Handlungsräumen, die sich aus dem damit verbundenen Umdenken ergeben.
Das Netzwerk, dem unser Teilprojekt ebenso wie das Heidelberger Käte Hamburger Kolleg CAPAS (Centre for Apocalyptic and Postapocalyptic Studies) zugehören und das in Kooperation mit dem Rachel Carson Center in München kooperiert, macht es sich zur Aufgabe, in einem breit angelegten Dialog mit den Natur- und Sozialwissenschaften, auf Heidelberger Stärken in den regionalwissenschaftlichen und historisch ausgerichteten Fächern der Geistes- und Sozialwissenschaften und in der Theologie aufbauend, global ausgerichtete Antworten auf die Frage zu finden, wie—in Vergangenheit und Gegenwart—radikale Veränderungen von Umweltbedingungen als kreative Krisen Umdenken herausfordern und Handlungsspielräume entstehen lassen, und wie also, in Geschichte und Gegenwart, langfristig wirksame, epochale Veränderungen von Lebenswelten stattgefunden haben.
Wir postulieren, dass Diagnose, Prognose und Therapie von Umbrucherfahrungen durch Umweltkatastrophen nur interdisziplinär unter Beteiligung von Geistes,- Sozial-, Lebens- und Naturwissenschaften und also mit einem historisch tiefgehenden und regional breitgefächerten Blick gelingen können, da der Umbruch und seine Erwartung bzw. dessen Erfahrung so umfassend sind, dass einzelne Wissenschaften und Akteure sowohl am Verständnis als auch an den Lösungen scheitern müssten. Einzelne Disziplinen, die an einzelnen Problembereichen arbeiten, nehmen so immer nur Teilbereiche des ‚großen Bildes‘ in den Blick und können entsprechend nur kleinformatige Handlungsoptionen entwerfen. Die Entwicklung eines umfassend angelegten, global und historisch in die Breite und Tiefe gehenden informierten Blicks ist sowohl für die theoretische und empirische Analyse, als auch für die Entwicklung von Handlungsmodellen erforderlich. Nur so kann der Überforderung des Einzelnen mit der globalen Katastrophe Rechnung getragen werden und nur so können entsprechende global ausgerichtete Kommunikationsstrategien entwickelt werden.
Entsprechend geht es dem Netzwerk nicht nur um das informierte Gespräch über die Disziplinengrenzen hinweg und auch in die Öffentlichkeit hinein, sondern um den Versuch gemeinsamen Verstehens: Im transdisziplinären Dialog von Geistes-, Sozial- und Naturwissenschaften, aber auch im Gespräch mit Aktivisten und Kulturschaffenden, wollen wir so die globale Umweltkrise, sowie ihre Wirkung auf Individuum und Gesellschaft zu analysieren: Wie können natur- , sozial- und geisteswissenschaftliche, künstlerische und politische Befunde zur Umweltkrise zueinander in Bezug gesetzt werden? Wie können so neue, kreative Diagnose- und Therapiemöglichkeiten von Umweltkrisen und neue Perspektiven auf Handlungsmöglichkeiten entwickelt werden?