Vorstellungen von Weltordnung und ihre Trägergruppen
Das Teilprojekt „Vorstellungen von Weltordnung und ihre Trägergruppen“ untersucht unterschiedliche Denkmuster innerhalb Chinas, Europas, und anderen Weltregionen, die im Zusammenhang mit Rhythmen und Mustern von Weltordnung stehen. In diesem Rahmen beschäftigt sich das Projekt nicht nur mit globalen politischen und ökonomischen Kräfteverhältnissen, sondern auch kulturellen Hegemonien sowie globalen sozialen und religiösen Bewegungen.
Der englische Begriff „world order“ bezieht sich primär auf wesentliche (teilweise auch institutionalisierte) Facetten des globalen politischen und ökonomischen Machtgefüges. Er wird mittlerweile weitgehend überlappend mit Konzepten wie „Globale Ordnung“ oder auch „Internationale Ordnung“ gebraucht. Zunehmend werden auch soziale Bewegungen (einschließlich Nichtregierungsorganisationen), kulturelle Hegemonien oder auch religiöse Kräfte als wesentliche Teile von „Weltordnung“ verstanden. Deutungen von Weltordnung haben sicherlich die Möglichkeit, derartige Komplexitäten in die Betrachtung einzubeziehen, und dennoch sind sie dazu gezwungen, ein relativ klar konturiertes Bild einer – unterschiedlich gedeuteten – globalen Lage zu bieten. Bei Weltordnungsvorstellungen handelt es sich somit zumindest teilweise um Abstraktionen globaler Machtgefüge. Hier werden zumeist bestimmte Facetten internationaler Macht- und weltweiter Interaktionsprinzipien insofern überspitzt gezeichnet, als sie als Ordnungsmuster mit weltweiter Gültigkeit dargestellt werden. Insofern können wir Weltordnungen nicht allein als Spiegelungen einer globalen Realität betrachten; sie sind gleichzeitig auch Vorstellungswelten.
Das Teilprojekt widmet sich der Erforschung derartiger Weltordnungsvorstellungen innerhalb ausgewählter Akteursgruppen. Es wird in diesem Zusammenhang sowohl gegenwartsbezogene Analysen als auch Studien mit historischer Tiefendimension vorantreiben. In allen Fallstudien steht unter anderem die folgende Grundfrage im Vordergrund: Inwiefern prägen die konkreten Kontexte, Lebensumstände und Diskurswelten innerhalb einzelner Gruppen deren vorherrschenden Weltordnungsvorstellungen? Der Fokus auf – zumeist transnational vernetzte – soziale Akteursgruppen impliziert, dass nicht allein nationale, sondern auch transnationale Debatten zu Aspekten von Weltordnung untersucht und miteinander verglichen werden. Das Ziel des Teilprojekts besteht somit darin, zu erfassen, wie sich Weltordnungsvorstellungen innerhalb einzelner Trägergruppen entwickelt haben. Lassen sich etwa für bestimmte Gruppen in verschiedenen Weltregionen gemeinsame Rhythmen und Muster von Veränderungen in vorherrschenden Weltordnungskonzeptionen erkennen? Welchen Einfluss hatten globale Transformationen und Ereignisse von weltweiter Bedeutung auf bestimmte Weltordnungsvorstellungen? In welchen Kontexten haben sich einzelne Trägergruppen als fest in ihren jeweiligen regionalen oder nationalen Kontexten verankert betrachtet, und wann herrschte in einigen Kreisen – zu bestimmten Zeiträumen oder unter bestimmten Bedingungen – das Bild einer transnationalen Interessengemeinschaft vor, welche für eine bestimmte Form von Weltordnung eintritt?