Ausstellung: "Mächtiger als das Schwert - Freiheit schreiben" in der Veranstaltungsreihe 'Vom Willen zur Freiheit – China im globalen Kontext': Beitrag zum Wissenschaftsjahr 2024 - Freiheit.
Ausstellung der Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) und der Universität Heidelberg (Universitätsmuseum)
News vom 04.11.2024
Die Ausstellung läuft ab dem 11. Oktober 2024 (Vernissage) im Universitätsmuseum und im Betriebswerk Heidelberg und ist bis zum 19. Dezember 2024 zu sehen.
Orte: Alte Universität, Universitätsmuseum, Grabengasse 1 (Zugang bei der Vernissage; an den anderen Tagen Zugang über die Augustinergasse 2, 69117 Heidelberg) sowie Betriebswerk, Am Bahnbetriebswerk 5, 69115 Heidelberg
Beginn: Die Vernissage fand am 11. Oktober 2024 um 16:30 Uhr im Universitätsmuseum und ab 18:30 Uhr im Betriebswerk statt. Dort gab es ab 20 Uhr zudem das Gesprächskonzert „Freiheit I – Man in Black (interner Link): Musiken aus der politischen Verfolgung – zwei Oktette“.
Weitere Konzerte sind am 23. und 24. November in der HebelHalle Heidelberg geplant. Die Konzerte werden von dem Konfuzius-Institut finanziert.
Programm zur Vernissage am 11. Oktober im Universitätsmuseum und im Betriebswerk
Weitere Informationen zu den Künstlern und Werken der Ausstellung
Die Ausstellung findet im Rahmen des Wissenschaftsjahres 2024 – Freiheit, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird, und als Teil der Reihe „PERSPEKTIVE: FREIHEIT“ der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften statt. Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften (Landesakademie von Baden-Württemberg) führt unter der Leitung des Akademiemitglieds Prof. Dr. Barbara Mittler eine Reihe von Veranstaltungen unter dem Titel „Vom Willen zur Freiheit – China im globalen Kontext“ durch, die auch in Kooperation mit der Universität Heidelberg, dem dort angesiedelten Konfuzius Institut und dem KlangForum Heidelberg veranstaltet werden.
Waren alle Künste in China seit jeher untrennbar mit Politik und Strukturen der Macht verbunden, so insbesondere die Kalligraphie, die als eine Art Lingua franca, nicht nur das riesige Territorium mit seinen vielfältigen regionalen Kulturen und Dialekten zusammenhielt und so den kulturellen Zusammenhalt in dem riesigen Reich gewährleistete, sondern auch denjenigen, die die Disposition hatten, diese Medien zu nutzen und zu verstehen, sozialen Status verlieh und Zugang zur Macht gewährte. Die kulturelle Elite und die Beamten des chinesischen Reiches, die sogenannten Literati, die durch die kaiserlichen Prüfungen rekrutiert wurden, setzten Maßstäbe für die traditionelle Kultur. Die erfolgreich bestandenen kaiserlichen Prüfungen (keju kaoshi 科举考试) waren der Schlüssel zu Positionen in der kaiserlichen Verwaltung und damit zum sozialen Aufstieg. Das Hauptelement dieser Prüfungen bestand darin, nach strengen stilistischen Regeln Aufsätze oder Gedichte zu Themen aus den kanonischen Schriften zu verfassen. Doch nicht nur der literarische Stil und das Verständnis der Klassiker waren dabei Qualitätskriterien, sondern vor allem auch die Handschrift des Prüflings, sein kalligraphischer Stil. Nach Pierre Bourdieus Konzept des kulturellen Kapitals hatten die Literaten auf gleich mehrfache Weise Teil an diesem kulturellen Kapital: 1. inkorporiert– sie erbten und erwarben die Disposition, kulturelle Objekte zu verstehen und zu konsumieren, 2. objektiviert – sie besaßen Sammlungen antiker Gegenstände, Gemälde und Kalligraphien, sowie 3. institutionalisiert – sie verfügten über akademische Grade und Titel und waren daher die Instanz, die gültige ästhetische Urteile abgab. Die so sich manifestierende enge Verknüpfung von Kunst und Kalligraphie mit Politik und den dahinterliegenden Machtstrukturen resultierte in einer subtilen Codierung der repräsentierten Inhalte und verlieh der Kalligraphie, wie auch der damit eng verwandten traditionellen Tuschmalerei, ein transformatives, revolutionäres Potential.
Die Ausstellung zeigt zeitgenössische Positionen von Künstlern chinesischen Ursprungs, die sich dieses Potentials von Kalligraphie und Kunst bedienen. Die ausgestellten Werke umfassen Malerei, Kalligraphie, Skulptur, Fotografie und Video. Sie verbinden traditionelle Elemente – Techniken, Materialien und Ästhetik – mit zeitgenössischen Konzepten und Medien. Spannungsreich, unorthodox und humorvoll zeichnen sie ein lebendiges Bild der zeitgenössischen Kunst in China und in der Diaspora.
Martina Köppel-Yang (Kuratorin der Ausstellung)
Künstler der Ausstellung:
Chen Tong (*1962, lebt in Guangzhou)
Huang Rui (*1952, lebt in Beijing und Paris)
Li Zhengtian (*1942, lebt in Guangzhou)
Yang Jiechang (*1956, lebt bei Heidelberg und in Paris)
Zheng Guogu (*1970, lebt in Yangjiang)
Yangjiang Group (Chen Zaiyan (*1971) / Sun Qinglin (*1974) leben in Yangjiang)
Harald Kröner (*1962, lebt in Pforzheim)