Familie – Leben – Pandemie. Worte und Welten chinesischer Wanderarbeiterinnen
Ein Projekt von Jing Y., herausgegeben von Antonie Angerer, Ryanne Flock, Michael Malzer, Elena Meyer-Clement und der Heinrich-Böll-Stiftung – 2023
Staatliche Beschränkungen der Mobilität gehören für viele Chinesinnen und Chinesen zum Alltag. Ein offizieller Umzug vom Dorf in die Stadt war lange Zeit fast unmöglich. Diese Erfahrung spielt auch für die Autorinnen in diesem Band noch eine große Rolle, wenn auch die harten Migrationsbeschränkungen mittlerweile aufgeweicht wurden. Doch Wanderarbeitende finden meist nur schlecht bezahlte Jobs in städtischen Fabriken, im Bau- und im Dienstleistungsgewerbe. Autorinnen dieses Bandes arbeiten zum Beispiel als Kindermädchen in Haushalten der Mittel- und Oberschicht in der Hauptstadt Beijing oder stehen an den Fließbändern in den Fabriken der Sonderwirtschaftszone Shenzhen. Gleichzeitig haben sie kaum Zugang zu den öffentlichen Gütern und Dienstleistungen: So bekommen sie in den öffentlichen Kindergärten und Schulen keinen Platz für ihre Kinder und haben Schwierigkeiten, eine günstige Wohnung zu finden. Für viele der Autorinnen bedeutet das, dass sie ihre Nachkommen auf dem Land bei Eltern oder Verwandten zurücklassen müssen. Die chinesische Künstlerin Jing Y. hat Wanderarbeiterinnen durch Schreib- und Malkurse die Möglichkeit gegeben, eine eigene Stimme zu finden. Die Beiträge in diesem Buch legen Zeugnis davon ab und geben einen einmaligen Einblick in die aktuelle Welt chinesischer Wanderarbeiterinnen unter pandemischen Bedingungen.